Machbarkeitsstudie GÜL Regenwassermanagement Friesenstraße

Aufgabe:

Für zwei große, benachbarte Liegenschaften in Kreuzberg, das eine in Verwaltung der Berliner Immobilienmanagement GmbH (BIM) mit hochgradiger Versiegelung im Bestand und das andere 4 Friedhöfe des Evangelischen Friedhofverbands Berlin-Stadtmitte mit großem Baumbestand, wird eine Machbarkeitsstudie durchgeführt. Diese untersucht die Potenziale und Herausforderungen der beiden Grundstücke sowie der dazwischenliegenden Straßenflächen hinsichtlich konkreter Maßnahmen zur Klimawandelfolgenanpassung mit Fokus auf Regenwasser. Die Bearbeitung erfolgt in Arbeitsgemeinschaft mit gruppe F Freiraum für alle GmbH. 

Leistungen:

In der ersten Projektphase wurden als Klimaanpassungsmaßnahmen die Abkopplung von Regenwasser, Entsiegelung und Bewässerung zum Baumerhalt ausgewählt. Ca. 3,1 ha Dachflächen des rund 11 ha großen Grundstücks Friesenstraße 16 werden gesammelt, über die Straße geleitet und für Belange des Friedhofs sowie zur Bereitstellung von kühlen Erholungsflächen genutzt. Dafür ist eine Zisterne mit ca. 2.000 m³ geplant, die jährlich rund 8.000 m³ Regenwasser bereitstellt. Überschüssiges Wasser versickert über eine Rigole und fördert die Grundwasserneubildung.                             
Die innovative Lösung entstand durch enge Zusammenarbeit mit Straßen- und Grünflächenamt, Umweltamt sowie Denkmalamt und ermöglichte die Integration der Zisterne im bereits versiegelten Straßenland der Golßener und Jüterboger Straße.
Die Konzeptionierung der getrennten Sammlung, Vorbehandlung und Pumptechnik inklusive Leitungen erfolgte im komplexen Bestandsumfeld. Daher erforderte die Planung zur Abschätzung der Machbarkeit eine umfangreiche Auswertung der Bestandsunterlagen, eine präzise Standortoptimierung für Leitungen und Zisterne sowie die Erstellung eines CAD-basierten Konfliktplans zur Vermeidung von Beeinträchtigungen bestehender Infrastruktur.  Mit hydraulischer Bemessung von Leitungen und Pumpstationen, Simulation zur Zisternendimensionierung und GIS-gestützte Analysen wird eine fundierte und integrative Planung gewährleistet.  

Mit positvien Effekten von öffentlichem Interesse über die Grundstücksgrenzen hinaus unterstützt die Machbarkeitsstudie den Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg bei seiner klimarelevanten Arbeit und der Umsetzung klimapolitischer Ziele. Das Projekt trägt zur Verbesserung des Hitzeschutzes vor Ort bei, fördert die ökologische Vielfalt auf beiden Grundstücken und adressiert zentrale Umweltziele des Landes Berlin durch konkrete und umsetzbare Maßnahmen:
1. Die Abkopplung der Regenabflüsse von der Mischwasserkanalisation mittels dezentraler Regenwasserbewirtschaftung reduziert Mischwasserüberläufe und entlastet den Landwehrkanal. Es wird ein Abflussvolumen von ca. 41.000 m² abgekoppelt (3,1 ha Dachfläche mittels Rigolenversickerung mit 850 m³ Volumen).
2. Bodenentsiegelung und bodenverbessernde Maßnahmen erhöhen die Versickerungsfähigkeit, stärken den lokalen Wasserhaushalt, fördern Biodiversität und reduzieren den Hitzeinseleffekt am Standort Friesenstraße (circa 1 ha Außenfläche).
3. Der Erhalt von Altbäumen sowie die ökologische Aufwertung der Friedhofsflächen fördern Lebensraumpotentiale. Mindestens 200 Baumstandorte werden langfristig gesichert, auf rund 2 ha Grün- und Wiesenfläche die ökologische Funktionen und Kühlwirkung erzeugt. Weiterhin wird die Grabpflege auf dem gesamten Areal durch Regenwasser gewährleistet.
4. Die Nutzung von circa 8.000 m³ Regenwasser je Bewässerungssaison ersetzt Trinkwasser und unterstützt so den Erhalt ökologischer Nischen sowie die Stärkung der Friedhöfe als Kaltluftentstehungsgebiete. Die 2000 m³ Zisterne fungiert als erweiterbare, grundstücksübergreifende Lösung im öffentlichen Straßenland.                
5. Die Erarbeitung skalierbarer, grundstücksübergreifender Lösungen zwischen privaten und öffentlichen Partnern schafft wertvolle Prozesskenntnisse und Erfahrungsgewinn für die alltägliche Verwaltungs- und Planungspraxis.

 

Auftraggeber:
BIM und EVFBS in Kooperartion mit Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg
Umsetzungszeitraum:
09/2024 - 12/2025
Ansprechpartner:
Dipl.-Ing. Nikola Schwarzer
Tel.: +49 (0)30 530 120 42
E-mail: kontakt@oikotec.de