Kasein ist ein komplexer Eiweiß-Bestandteil der Milch. Getrocknet, in Pulverform, ist es wasserunlöslich. Erst mit Alkalien (z.B. Soda oder Kalkhydrat) aufgeschlossen, wird es wasserlöslich und kann als Bindemittel z.B. für Wandfarben eingesetzt werden, auch im Buchdruck wird Kaseinleim weiterhin verwendet. Farben, die mit Kaseinleimals Bindemittel angerührt werden, nennt man Kaseinfarben.

Die Tradition der Kaseinmalerei auf trockenem Putz oder Holz (Kirchen, bäuerliches Leben) reicht in Deutschland über 900 Jahre zurück. Dabei kommen Kalkkaseinbindemittel (mit Kalkhydratteig), Alkalikaseinbindemittel (mit alkalischen Salzen wie Hirschhornsalz, Soda oder Salmiakgeist) und Kaseintemperabindemittel (Kalkhydrat oder Alkalie zusätzlich mit Leinöl bzw. trocknende Pflanzenöle)  als Varianten zum Einsatz.

Beispiele:

Wandfarbe: Alkalikaseinfarbe 70:30 Vol-% - Kasein (in Wasser angeteigt) : Kalkechtes Pigment (in Wasser angeteigt)

Kunstmalerei: Kalkkaseinlasurfarbe 75:15:8:2 Vol-% - Wasser:kalkechtes Pigment:Kasein:Kalkhydratteig

Auch Holzkitt und Spachtelmassen können kaseingebunden hergestellt werden (z.B. 80:18:2 Vol-% Kasein:Kalkhydratteig:Leinölfirnis + Holzschleifmehl (fein) u. Sägespäne (grob) zu gleichen Teilen oder je nach Bedarf bis zur Kittkonsistenz).

Richtrezeptur für eine Kaseingrundierung: 500g Kaseinpulver in 2L kaltem Wasser klumpenfrei anrühren. 40g Soda in 1/2 L heißem Wasser auflösen und gründlich mit der Kaseinschlämme verrühren. 2 h stehen lassen, schlank rühren und mit 20 - 25L Wasser verdünnen.